Zeit der Umbrüche. Nach meinem Abschied von ampad nehme ich nun Abschied von der SRH Hochschule Heidelberg. Nach meiner postabituriellen Runde durch die privaten Fernsehsender Deutschlands, begann ich 2006 mein Studium der Medieninformatik an der damaligen Fachhochschule Heidelberg. 2009 hielt ich schließlich mein Diplom in den Händen.
Doch ich kam sehr bald zurück.
Bereits im Januar 2010 erhielt ich meinen ersten Lehrauftrag: Digitale Postproduktion, später kamen Grundlagen der Webentwicklung, Kamera- und Filmtechnik, Filmproduktion, Storytelling und Drehbuchentwicklung dazu. Es war eine spannende Kombination: Mit ampad mitten in der Praxis zu stehen und an der Hochschule den Studierenden direkt aktuellste Entwicklungen weitergeben zu können.
Aber ich begleitete nicht nur die Lehre. Als Kooperationspartner unterstützten wir die Hochschule beispielsweise bei ihrem jährlichen Gamescom-Auftritt. Es war jedes Mal aufs neue eine Freude mit Alexander Koob zu arbeiten, der die gesamte Messeorganisation immer voll im Griff hatte.
Die Hochschule erlebte in dieser Zeit einen großen Umbruch. 2012 wurde das CORE- Studienmodell (Competence Oriented Research and Education) eingefügt. Kompetenzorientierung rückte in den Mittelpunkt der Hochschullehre. Inhaltlich war es für mich kaum eine Umstellung. Reale Projekte in der Kreativwirtschaft funktionieren ohnehin wie die Idealvorstellung kompetenzorientierter Lehre.
Was sich allerdings radikal änderte, waren die Produktionszeiträume. In der Vergangenheit liefen unsere Filmprojekte über ein Trimester „nebenher“. Sie mussten immer mit anderen Lehrveranstaltungen konkurrieren, es war immer „so viel zu tun“. Mit der Umstellung auf ein Blockmodell wurde die Produktion deutlich straffer, dafür lief sie aber ohne zeitliche Konkurrenz.
Solche Produktionen sind auch in der Betreuung sehr zeitintensiv. Kein Job für nebenher. Deshalb reduzierte ich im Sommer 2014 meine Arbeit bei ampad und unterschrieb bei der SRH Hochschule Heidelberg, um dort den Bereich audiovisuelle Medien aufzubauen und zu lehren. Es begann direkt mit zwei Großprojekten: Den Aufbau des Film- und Fernsehstudios und die Konzeption des Bachelorstudiengangs Crossmedia Design. Mit einem festen Lehrdeputat für mich konnten wir schließlich auch das Curriculum weiter ausbauen. Es kamen zusätzlich die Module Projektarbeit Film, TV-Produktion, Medienanalyse sowie Grundlagen des Journalismus in meinen Verantwortungsbereich.
Leeres Studiopanorama im Frühjahr 2014
Theoretisch war das Studio bereits vorhanden. Schon lange vorhanden. Bereits in den 70ern wurden hier Lehrinhalte für das campuseigene Fernsehen produziert. Später diente es als Produktionsstudio für das Rhein-Neckar Fernsehen. Schließlich wurden die Räume aber einer neuen Bestimmung übergeben: Als Holzwerkstatt und Metallwerkstatt für Rehabilitanten. Aber auch diese Nutzung war nicht von Dauer. Da das Studio groß, mit hoher Decke und mit LKW-nutzbarer Zufahrt angelegt war, wurde es schließlich zum Möbellager umfunktioniert. Schließlich kam das Studio, dank des unermüdlichen Einsatzes meines Kollegen Jan Maltry, an die Fakultät für Informatik und wurde dort in meiner Obhut zu neuem Leben erweckt.
Die Liveregie weiter ausgebaut. Das Film- und TV-Studio unseres Partners SRH Hochschule Heidelberg - Fakultät Informatik hat neue 4K-Mischer und Rekorder bekommen. HD war gestern :)
Posted by Heidelred on Samstag, 20. September 2014
Das nächste Großprojekt war völlig anderer Natur: Die Konzeption des ersten Gestaltungsstudiengangs an der Fakultät. So entwickelte ich ein Konzept, dass sich von dem klassischer Designstudiengängen lösen und ohne die klassischen Denkstrukturen in die digitale Welt bringen sollte: Crossmedia Design B.A.. Der Studiengang wurde am 29. Mai 2015 akkreditiert, von meinem geschätzten Kollegen Michael Hebel weiterentwickelt und schließlich geleitet. Crossmedia Design startete im Oktober 2015 mit der ersten Kohorte.
Premiere im Gloriette Kino
Auch der Studienschwerpunkt Filminformatik des Studiengangs Virtuelle Realitäten nahm Fahrt auf. Im Januar 2015 begann die Produktion des Kurzfilms Social Madness. Es war das erste Mal, dass wir Filme nicht mehr in Kleingruppen produzierten, sondern das ganze Team auf ein gemeinsames Projekt ansetzten.
Der Zeitrahmen waren fünf Wochen Produktion und fünf Wochen Postproduktion. Die Studierenden sollten eigenverantwortlich produzieren, sich Budgets und Sponsoren, ebenso wie Schauspieler organisieren. Das Echo war grandios, ebenso wie die Premierenfeier im Gloriette-Kino Heidelberg. Es zeigte mir aber auch, dass es durchaus möglich ist hohe Ziele zu setzen und wir den Mut haben sollten, unsere Studierenden daran wachsen zu lassen.
Manchmal kommt einfach alles zusammen. Und das bietet die Chance zu etwas tollem. So kam es im Wintersemester 2015/16. Ich war gerade mit Studierenden der Hochschule der Medien Stuttgart das Wagnis eine Live-On-Tape Produktion eingegangen und habe sehr gute Erfahrungen gemacht. Da bekam ich das Modul TV-Produktion, das Studio wurde gerade Einsatzbereit und die Themenfindung für den aktuellen Heidelred-Kurs stand an. Dazu waren es in Heidelberg bewegte Zeiten: Die ehemalige US-Kaserne "Patrick Henry Village" wurde zur Erstaufnahmestelle Baden-Württembergs deklariert und das ganze Land sprach über Flüchtlinge.
So konnte ich tun, was ich am liebsten mache: Kräfte bündeln. Die Heidelred- Redaktion produzierte Magazinbeiträge zum Thema Flüchtlingsintegration in Heidelberg, die Filminformatiker konzipierten dazu eine Sendung und begannen mit der Produktion.
Wieder eine große Aufgabe für die Studierenden: Zur Konzeption gehört schließlich nicht nur ein Ablauf. Da vorher noch nie ein Heidelred-Magazin existiert hat, musste das Team ganz vorne Anfangen. Wie ist die Bildsprache im Magazin? Welche Einstellungen werden verwendet? Wie sehen die Bauchbinden aus, das Intro, die Abbinder? Wie übersetzen sie das Heidelred-Design, dass eigentlich nur Online existierte in einen Studiobau.
Beim Studiodesign kam unerwartete Unterstützung. Mein neuer Kollege, Prof. Guido Kühn, stieg sofort mit ein und betreute mit seinem reichen Erfahrungsschatz und Tagendrang das Sendungs- und Studiodesign. So konnte ich mich mehr auf die Betreuung der Produktion konzentrieren, während ich auf redaktioneller Seite zusätzlich von Roman Jaburek unterstützt wurde. Ein wunderbares Team.
Die Sendung wurde schließlich Live produziert und aufgezeichnet. Das bedeutet, dass sich die Studierenden auf Sekundenbruchteile koordinieren mussten und Notfallpläne für alle Situationen haben. Auch eine Wiederholung war ausgeschlossen: Die Produktion erfolgte vor Publikum. Unter anderem mit Ralph Kühnl vom Rhein-Neckar Fernsehen, der direkt die Ausstrahlung unserer Produktion zusagte.
Hunderte von Menschen kommen täglich nach Heidelberg - und werden direkt weitergeschickt. Geflüchtete im „zentralen...
Posted by Heidelred on Dienstag, 22. Dezember 2015
Vor 10 Jahren ging der Kabelfernsehsender "HD Campus TV" ans Netz. Betrieben wird er von Hochschulen aus ganz Baden-Württemberg, gefördert von der Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg. Mit Heidelred sind wir Kooperationspartner des übergreifenden Projekts und übernahmen für die Monate Juni und Juli 2016 die Produktion des Landesmagazins. Für die Produktionen wurden wieder die Kräfte gebündelt: Aufgezeichnet wurde von unseren Crossmedia Design-Studenten und Mediengestaltern Bild und Ton in Ausbildung beim SRH Berufsbildungswerk Neckargemünd und moderiert von Heidelred-Alumni von der Universität Heidelberg. Redaktion und Postproduktion sind bei der Universität Freiburg angesiedelt und von Karlsruhe aus erfolgte schließlich die Einspeisung ins Kabelnetz.
Und Ruhe bitte: Aufzeichnung der #Moderation fürs HD Campus TV-Magazin läuft. Danke an die Unterstützer Medienwerkstatt...
Posted by Heidelred on Dienstag, 28. Juni 2016
Projektarbeit ist ein Modul, das erst kurz vor der Bachelorarbeit kommt. Die Studierenden verfügen bereits über ein gutes Fachwissen und haben viel Erfahrung sammeln können. Es ist eine Zeit, in der die Projekte größer werden können und auch die Fallhöhe noch einmal steigt. Im Sommersemester 2016 sind wir eine Kooperation mit der internationalen Filmproduktionsfirma "Lieblingsfilm" eingegangen (Rubinrot, Blöde Mütze, Rico Oscar-Reihe) und begannen ein Begleitprojekt zur laufenden deutsch-italienischen Produktion "Amelie Rennt", die schließlich auf der Berlinale 2017 ihre Premiere feierte und dort besonders geehrt wurde.
Unsere Arbeiten rund um das Projekt werden erst im Vorlauf zum Kinostart im September veröffentlicht - es bleibt also erst einmal spannend. Für uns und unsere Studierenden war die Zusammenarbeit jedenfalls ein tolles Erlebnis. Und um ganz ehrlich zu sein: Unsere Namen und unsere Hochschule auf der Berlinale im Abspann zu lesen war auch ziemlich gut ;)
Eindrücke von der Weltpremiere Berlinale Generation Kplus. Es hat großen Spaß gemacht, Amelie rennt in voller Pracht auf...
Posted by Adrian Yass on Mittwoch, 15. Februar 2017
Als das Kurzfilmprojekt Kreidestaub losging, wusste ich bereits, dass es vorerst mein letztes großes Projekt an dieser Hochschule sein wird. Für mich war aber auch klar, das ich auf jeden Fall bleiben werde, bis es abgeschlossen ist und das es ein Projekt werden soll, an das sich auch die Studierenden noch lange stolz erinnern können sollen. Es war das erste Mal, dass ich Crossmedia Designer (3. Semester) und Filminformatiker in einem derartigen Projekt gemeinsam hatte.
Trotzdem kannte ich die Gruppe - zumindest noch ein bisschen. Wir hatten gemeinsam eine HDC-Sendung produziert - allerdings nur einen Tag, hatten den Heidelred-Kurs und Storytelling gemeinsam - allerdings im ersten Semester. Zeit sich neu kennenzulernen hatten wir auch nicht, der Endtermin war bereits fix. Also setzte ich nach dem ersten Gespräch mein Vertrauen in die Gruppe und wir sprangen kalte Wasser. Die Ziele hatte ich sehr hoch gesteckt, aber nachdem die Studierenden erst einmal geschluckt haben, setzten sie die Ziele selbst noch ein bisschen höher.
Vor allem aber arbeiteten sie unter großem Druck: Sie gingen damit direkt in die Öffentlichkeit. Sie berichteten über ihre Arbeit, überzeugten Sponsoren, Schauspieler und einen Komponisten. Mit realen Stakeholdern war scheitern keine Option. Die Strategie ging voll auf. Am 17.03. feierte der Film im Mannheimer Cineplex Planken seine Premiere und wird im April im Rhein-Neckar Fernsehen ausgestrahlt.
Nach 42 betreuten Filmprojekten, 3 Fernsehsehsendungen und unzähligen Fernsehbeiträgen in 7 Jahren Hochschullehre verlasse ich heute offiziell die SRH Hochschule Heidelberg. Es war eine unglaublich intensive und bewegte Zeit. Eine Zeit, in der wir viel aufgebaut, viel ins Rollen gebracht haben. Ich wünsche meinen Kollegen alles erdenkliche Gute und viel Energie um diese Arbeit fortzusetzen. Es sind tolle Leute im Team, die gemeinsam mit Studierenden Berge versetzen können. Macht so weiter!
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