In einem Artikel im Sommer war ich ziemlich sauer darauf, wie an manchen Hochschulen die Umstellung auf die Online-Lehre zu Pandemiebedingungen vollzogen wurde. Ich war mir sicher, dass es auch besser gehen muss. Aber an manchen Orten wurde es auch richtig gut gemacht. So ein Beispiel will ich jetzt teilen.
Interview mit Prof. Dr. Christiane Weiland (Studiengangsleiterin BWL/Bank DHBW Karlsruhe) und Kurssprecher David Alexander Jablonski (Student 2. Semester). Mit Klick auf das Video werden Inhalte von youtube.com geladen und ggf. Cookies gesetzt.
Das Interview zeigte vor allem eins: Es gibt nicht die eine tolle Lösung um die Präsenzlehre zu virtualisieren. Es gibt viele Anforderungen, viele Lösungen. Wichtig ist, miteinander zu sprechen. Es steht nicht zur Debatte, was ich am Ende prüfen muss. Aber den Weg dorthin kann ich den Studierenden kann ich mit den Studierenden gemeinsam gestalten. Zuhören, ausprobieren, den Weg noch einmal korrigieren, wenn es doch nicht so optimal ist, wie wir uns das gedacht haben. Miteinander reden.
Es klingt so trivial, aber es ist leider trotzdem nicht selbstverständlich.
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]]>Wer mit mir über Mobilität diskutiert hat, wird es nicht glauben. Ich liebte mein Auto. Das Auto war für mich mal Freiheit. Heute kommt mir der Gedanke absurd vor. So absurd, dass es mir manchmal schwer fällt, mich auf diese andere Sichtweise einzulassen. Also kehre ich nochmal zurück in eine Zeit, in der ich die Welt durch andere Augen sah.
In dem Ort in dem ich meine späte Kindheit und Jugend verbrachte, gab es keinen Bahnhof. Die meisten Bushaltestellen im Ort wurden nur sehr selten angefahren. Die meisten Busse umfuhren uns einfach, hielten nur an einer Haltestelle ganz am Ortsrand um sich weiter auf den Weg zur nächsten Landstraße zu machen. Der letzte Bus nach Hause von der nächsten Kleinstadt mit Bahnhof fuhr gegen acht Uhr. Und war 50 Minuten unterwegs, mit dem Auto waren es nur 13 Minuten. Sonntags fuhren überhaupt nur zwei Busse.
Wollte ich am Abend weg sein, gab es nur die Möglichkeit mit dem Zug in einen anderen Ort zu fahren und von dort mit einem Ruftaxi weiterzufahren. Ruftaxi. Wer in einer Stadt mit nur einem Hauch von Infrastruktur aufgewachsen ist, weiß vermutlich gar nicht, worum es geht. Also eine kurze Erklärung. Im Fahrplan sieht das Ruftaxi (in manchen Gegenden „Rufbus“) aus, wie eine ganz normale Verbindung. Es gibt Haltestellen und Abfahrtszeiten. Im Gegensatz zum normalen Bus, kann ich mich aber nicht einfach an die Haltestelle stellen und mitfahren. Es ist ein Auto, dass ich mindestens eine Stunde vorher bestellen muss. Telefonisch. Ohne Bestellung innerhalb der Frist fährt es gar nicht los - und selbst wenn es fährt, da jemand anders es bestellt hat, nimmt es mich nicht mit. Oder ich bekomme schon am Telefon gesagt, dass es voll ist und kein Platz mehr für mich da ist. Oder man sagt schon am Telefon, dass der Zug Verspätung haben wird und wie viel und sie antworten dir, dass das Auto pünktlich da sein wird und dann eben wieder leer abfährt. Nach Fahrplan. Ein Ruftaxi ist Hilflosigkeit.
Und dann steht man nachts am Bahnhof, gut zehn Kilometer vom warmen Bett entfernt. Es gibt keinen Fußweg zwischen den Orten. Nur die Landstraße, die man entlanglaufen könnte. Manchmal rauschen Autos vorbei, sehen einen erst im letzten Moment, fuhren schon vorher Schlangenlinien und viel zu schnell. Wer ist um diese Zeit noch nüchtern unterwegs? Die Kreuze am Straßenrand versucht man zu ignorieren.
Das alles ist eine Realität, die ich gerne vergesse, wenn ich heute über die Verkehrswende spreche. Wenn ich über Autos und Individualverkehr streite, während ich in einer zugegebenermaßen kleinen aber formal trotzdem Großstadt wohne, eine S-Bahn vor der Tür, zwei Bus-, und drei Straßenbahnlinien und mich dann aus einer Laune heraus doch dazu entschließe mit dem Fahrrad zu fahren oder zu Fuß zu gehen. Es ist eine Realität, die ich mir kaum noch vorstellen kann, während ich bereits über schlechte Taktungen und mangelhafte Infrastruktur innerhalb der Stadt schimpfe. (Begründet. Warum tut die Verkehrsplanung immer so, als wollte ich immer nur ins Zentrum und nie in den benachbarten Stadtteil?)...
]]>Die Präsenzlehre wurde mit Corona untersagt, die Hochschulen haben überlegt wie sie weitermachen. So weit so gut. Wie unterschiedlich sie das aber machen, lässt mich fragen: Was tut ihr da? Was denkt ihr euch dabei?
Manche Hochschulen haben es direkt gewagt. Sie haben die IT mobilisiert, die Medientechnik mobilisiert, ihre internen Fortbildungsstellen mobilisiert und haben versucht den Lehrbetrieb sofort auf online umzustellen. Das ganze war kurz vor Semesterende, hat also nochmal ziemlich geruckelt, aber zum Start des Sommersemesters gab es bereits erste Erfahrungen, die Systeme waren halbwegs da, die Medientechnik und IT bereit. Und vor allem gab es Konzepte. Das hat richtig Spaß gemacht, mitanzusehen und teilweise zu begleiten.
Andere Hochschulen hatten ein ganz anderes Vorgehen. Als sich hier Kolleg*innen verschiedener Hochschulen auf die Onlineumstellung vorbereiteten, als sich die erste Coronaverordnung abzeichnete, wurden sie per Dekret aus ihren Rektoraten zurückgerufen. Die ganz Schnellen konnten ihre Konzepte wegwerfen, die anderen fingen gar nicht an. “Verbot der Distanzlehre” nannte sich das. Begründet oft mit Bildungsgerechtigkeit. Eine Begründung die ich nachvollziehen kann, der ich aber nicht folge (siehe Ende, denn gerecht ist das Ergebnis nicht).
Als dann das neue Semester online startete, gab es dort dann oft keine Strukturen, keine ersten Erfahrungen. Keine gemachten Fehler, aus denen man hätte lernen können.
Und jetzt stellen wir uns mal vor, wie das für eine Person im ersten Semester aussieht. Abitur geschafft, vielleicht ein FSJ gemacht. Es ist die Zeit um das Kinderzimmer hinter sich zu lassen und auf eigenen Füßen ins Leben hinauszugehen. Oft in eine andere Stadt, in der es neue Eindrücke, neue Leute, neue Erfahrungen gibt.
Das Thema war Anfang April erstmal für alle durch. Stagnation. Der Schritt im Leben, der zwar auf dem Papier stattgefunden hat, in der Realität ausblieb. Nichts hat sich geändert.
Aber wie ging man jetzt damit um? Es gibt ja auch online die Möglichkeit Dinge zu tun, die sonst in Einführungswochen gehören. Ok, die Kneipentouren fallen weg, aber die irgendwie nervigen Kennenlernspiele, die an sich sinnlosen Gruppenaufgaben, deren eigentlicher Sinn es ist, dass die Gruppe über den Sinn der Aufgabe diskutiert und sich kennenlernt, statt dass die Aufgabe gelöst wird - Die Möglichkeiten gibt es doch. Eigentlich. Manche nutzten sie, manche eben nicht.
Zurück ins erste Semester. Mit etwas Pech gab es statt einer interaktiven Einführung, an dessen Rand die offenen Fragen besprochen werden, die einfach IMMER vorkommen (Stundenplanung, ECTS-Punkte, etc.) ein FAQ mit Fragen, die nie gestellt wurden. Als Word-Dokument. Und dann beginnt die Lehre. In einem, leider nicht erfundenen Beispiel, sagen wir mal mit acht Lehrveranstaltungen, die eine Hälfte Vorlesung, die andere Seminar. Davon finden drei Lehrveranstaltungen in einer Art Onlinepräsenz statt. Man sieht sich, man kann miteinander sprechen. Und der Rest?
Erstes Semester, Hochschule nur betreten um Papiere abzugeben und zwei Drittel der Dozent*innen hat man einfach noch nie (auch nicht virtuell) gesehen. Stattdessen sitzt man weiter bei den Eltern und darf sich jede Woche einen Stapel Papier mit Aufgaben ausdrucken und bearbeiten. Mit Kommilito*innnen austauschen? Lerngruppen bilden? Man kennt ja niemand! Irgendwelche wildfremden Leute...
]]>Mittwoch, der 20. Dezember 2017. Ab dem nächsten Tag habe ich Urlaub eingereicht und gerade noch ein frustrierendes Erlebnis gehabt. Mir reicht’s, denke ich. Den ganzen Blödsinn brauche ich nicht. Ich gehe für dieses Jahr offline. Einfach so offline gehen? Aber wenn irgendwas dringendes ist - ein Unfall in der Familie und sie versuchen mich auf den gewohnten Wegen zu erreichen?
Also schnell eine Liste schreiben, wer Bescheid wissen muss. Mitgeteilt dass ich noch per Festnetz und Brief erreichbar bin, Notebooks genommen, Tablet genommen, Smartphone genommen und ab in die Schublade. Ab jetzt offline.
Aber wann fährt eigentlich der nächste Zug? Widerwillig gestehe ich mir ein, dass es vielleicht besser gewesen wäre mir vorher nochmal einen Papierfahrplan zuzulegen. Notebook auf, Haltestelle raussuchen, ausdrucken. Bereits ab hier fühlt es sich wie nach Selbstbetrug an. Jetzt habe ich zwar einen Papierfahrplan, aber hätte ich nicht auch zum Hauptbahnhof fahren können und mir einfach einen Streckenfahrplan mitnehmen?
Ich versuche mir Hilfskonstrukte zu basteln - Ok, es gibt eine Software, die ich nutzen sollte… aber ich kann ja das WLAN ausschalten. Ups… die habe ich ja gar nicht installiert, muss ich erst herunterladen… Aber ich schalte wenigstens die Benachrichtigungen aus!
Was ziemlich gut läuft ist der Verzicht auf das Smartphone. Das ist und bleibt einfach aus. Am Anfang überlege ich noch, ob ich das neulich in der Garage gefundene Siemens C45 zu reaktivieren - um wenigstens telefonisch erreichbar zu sein, lasse es aber bleiben.
Für Unterwegs nehme ich mir mehr Zeit. Wenn mir kein Fahrplan genau berechnet wird, muss ich mir auch nicht die Wartezeiten wegoptimierten. Habe schließlich Urlaub - und ganz ehrlich - was mache ich eigentlich mit den fünf Minuten, die ich durch meine zehnminütige Fahrplanoptimierung nachher „gespart“ habe?
Was schwierig wird ist das Verabreden. In letzter Zeit mal eine Telefonzelle…. Telefonsäule benutzt? Ja, ich bin jetzt in meinen 30ern und denke an die Zeit zurück, als ich 20 Pfennig einwerfen musste für das kürzeste Gespräch (90 Sekunden). Die Telekom-Säule am Heidelberger Bismarckplatz will 50 Cent, bevor sie irgendwas tut. Ja, eine Mark, für die älteren unter euch.
Immerhin, die Verbindung steht jetzt. Wir wollen uns treffen und später in das relativ frisch eröffnete Kino in der Heidelberger Bahnstadt. Wann und wo treffen wir uns denn? Plötzlich müssen Entscheidungen getroffen werden. Ich höre dies und das und was alles nicht geht und werfe Geld nach und Geld nach und Geld nach. Am Ende bin ich frustriert, habe aber immerhin eine Uhrzeit und alle Münzen, die ich dabei hatte eingeworfen. 2 Euro, 10 Cent. Jetzt verstehe ich den alten Post-Slogan: „Fasse dich kurz“
Übrigens: Wenn ihr überlegt an Weihnachten offline zu gehen: Vergesst es. Zumindest wenn ihr einen Elternteil besucht, der dann… Computerprobleme hat.
Aber zurück zur Smartphonevermeidung. Ich sitze im Kino, denke „oh, Handy ausschalten…. Oh kein Handy… oh… das ist gut“. Sehr entspannt. Weniger entspannt ist, dass die Umwelt gar nicht auf meine Online-Abstinenz reagiert. Verständnislos wäre noch ein Euphemismus. „Wie, du hast keins dabei? Hier guck einfach schnell...
]]>Die re:publica ist nun schon einige Zeit vorbei, aber nach meinem ersten Rückblick habe nie wirklich Zeit für die inhaltliche Nachlese gefunden. Bzw - nein, so ganz stimmt das auch nicht. "Drüben" im Blog meines Jobs habe ich mich nochmal mit der Session "Startups in Deutschland" mit der Bundeswirtschaftsministerin Zypries beschäftigt. Hier ist er also, mein Rückblick aus einer etwas anderen Perspektive:
Erstveröffentlicht auf https://dhpreneur.de/2017/05/republica-und-startups/
Anfang Mai trifft sich die (elektronisch) publizierende Welt (zumindest Deutschland) in Berlin zur Doppelkonferenz re:publica und Media Convention Berlin. Dieses Jahr war ich zum ersten Mal offiziell für DHpreneur dabei und hatte auch meine Kollegin Helena inspiriert ihre Koffer zu packen und ebenfalls nach Berlin zu fahren.
Die #rp17 und die #mcb17 sind eröffnet \o/ Aus unserem Team könnt ihr hier Helena und @AdrianYass treffen. pic.twitter.com/hYgRzz2SQV
— DHPRENEUR (@DHpreneur) 8. Mai 2017
Aber was hat online publizieren mit DHpreneur zu tun? Nun... ein kleiner Hinweis: Ihr lest gerade ein online publiziertes Format. Aber das wäre uns natürlich zu wenig gewesen. Die re:publica hatte in diesem Jahr das Bundesministerium für Arbeit und Soziales als Kooperationspartner, das sein Weißbuch Arbeiten 4.0 vorstellte - und damit auch uns auf den Plan rief.
Wie soll das arbeiten der Zukunft aussehen? Wie sieht digitalisiertes Arbeiten aus? Wie funktionieren Freiheiten bei der Arbeit? Es sind Fragen, die mich immer ein wenig lächeln lassen. Schließlich habe ich in einigen Jahren Selbständigkeit verschiedenste Arbeitsmethoden ausprobieren können und habe so eine sehr eigene Sicht auf Arbeitsumgebungen entwickelt. Wenn man aber die Wirtschaft unseres ganzen Landes betrachtet, sind viele dieser Ansätze revolutionär. Und es ist klar - was ich mit meiner kleinen Firma ausprobieren konnte, kann ein Konzern mit hunderten oder tausenden von Mitarbeitern nicht mal eben versuchen.
Das Bundeswirtschaftsministerium legte den Fokus hingegen auf Unternehmensgründungen. Und da es die Ministerin Brigitte Zypries persönlich zur re:publica kam, um darüber zu diskutieren, waren wir natürlich dabei.
#Statups in #Deutschland mit @brigittezypries auf Stage2. @helena_neubert und @AdrianYass haben Plätze bekommen \o/ pic.twitter.com/885HdMO9WM
— DHPRENEUR (@DHpreneur) 8. Mai 2017
Das Bild, das sie vom aktuellen Zustand zeichnete war etwas düster. Es wird wenig gegründet, die Förderungen werden nicht ausgeschöpft und im Technologiebereich gründen fast nur Männer.
Zypries: Nur 13% der IT-#Startups werden von Frauen gegründet. pic.twitter.com/9NlRXtR6Pp
— DHPRENEUR (@DHpreneur) 8. Mai 2017
Warum ist das? Wer gründet trifft in Deutschland erfahrungsgemäß auf Widerstand. Zumindest in meiner eigenen Gründungserfahrung gab es deutlich mehr "Entmutiger" als "Ermutiger". Ein Problem, dass die Ministern recht treffend auf den Punkt brachte:
Zypries: “Bei uns in Deutschland gucken schon alle blöd, wenn man sich Selbständig macht: Bekommst du keine Stelle?” #rp17 #Entrepreneurship
— Adrian Yass (@AdrianYass) 8. Mai 2017
Gründungen werden hierzulande in erster Linie als Risiko verstanden, nicht als Chance. Wobei scheinbar immer wieder ignoriert wird, dass die "etablierten Unternehmen" ebenfalls gegründet werden mussten. Dass jemand damals eine Chance sah und die Risiken in Kauf genommen hat. Letztendlich machen aber viele Gründer die Erfahrung, dass sie von der Umwelt entmutigt werden, dass die Chancen kleingeredet...
]]>Die re:publica 17 wird gerade abgebaut, ich bin auf dem Weg zurück nach Heidelberg. Die drei Konferenztage waren wieder unglaublich intensiv. Informationen, Menschen, Begegnungen, Emotionen – Alles ist so verdichtet, dass ich noch immer am Verarbeiten bin.
Ganz subjektiv war die #rp17 deutlich entspannter als die letztjährige #rpTEN (auf die ich recht kritisch zurückgeblickt habe). Auch wenn ich dieses Jahr einen gewissen Raclettestand schmerzlich vermisst habe…
Also, liebe @republica, wo ist denn jetzt dieser phänomenale #Raclette-Stand, von dem alle schwärmen? #rp17 pic.twitter.com/gP0JMCbgAW
— Adrian Yass (@AdrianYass) 8. Mai 2017
Aber was machte den Unterschied? Im letzten Jahr war mir die Vernetzung von werblichen Inhalten und Konferenzinhalten etwas zu offensiv gestaltet. Das Gefühl hatte ich dieses Jahr nicht. Allerdings dominierten die Bundesministerien, die doch recht deutlich machten, dass sie zum Ende der aktuellen Legislaturperiode nochmal zeigen zu müssten, was sie alles geleistet haben. Das ist nichts Verwerfliches, in diesem Umfang verursachte es dennoch ein merkwürdiges Gefühl. Auch gaben die „leibhaftigen“ Bundesminister nicht gerade ein Gefühl von Augenhöhe, das diese Veranstaltung auch so wertvoll macht.
Die #rpTEN stand außerdem zu ihrem Geburtstag vor dem Spiegel. Sie und die sogenannte Netzgemeinde hat sich selbst betrachtet und war sich nicht sicher, ob sie sich unglaublich jung fühlt oder vielleicht doch die ersten grauen Haare akzeptieren sollte. Bei der #rp17 schien die Antwort darauf gefunden worden zu sein: Aus der diffusen Empörung des letzten Jahres wurde ein "Mir doch egal".
Allerdings haben sich die Voraussetzungen seither stark verändert. Es war anders im letzten Jahr die Snowden-Enthüllungen Wellen schlugen, wir kollektiv riefen, dass es so nicht weitergehen kann, scheinen wir uns mit den Umständen irgendwie abgefunden zu haben. Sie sind zwar schlecht, aber gegen das, was sich derzeit offensiv als Alternative anbietet, ist es immernoch gut. Die Dystope, was kommen könnte hat uns gefühlt in den Fatalismus statt uns zu Utopien anzutreiben.
#LoveOutLoud - Motto der re:publica 17
Posted by DHPRENEUR on Donnerstag, 11. Mai 2017
Das Motto #LoveOutLoud ist ein hübsches. Ein positives. Aber irgendwie wirkte es auch wie eine Phrase. Wie verzweifelter Versuch an etwas festhalten zu müssen, während um uns herum Hass und Angst den (medialen) Alltag dominieren. Ist es uns gelungen von der re:publica Liebe in die Welt zu schicken? Sicher zum Teil, aber an den Nebentischen in den Restaurants der Gegend hörte ich nicht Gespräche über Liebe, sondern über Strategien unsere freiheitliche Demokratie zu verteidigen.
Natürlich freue ich mich über jeden einzelnen Menschen, der die Demokratie verteidigen will. Gleichzeitig finde ich es erschreckend, dass sie scheinbar in eine Defensivposition geraten ist, dass das überhaupt Thema wurde. Und das von verschiedensten Seiten – wie auch wieder auf der re:publica deutlich wurde. So gab es rund um die Talk zu Nordkorea die Ansicht, dass wir nicht in der Position wären das dortige Regime zu dämonisieren. Und bei aller Bereitschaft andere Perspektiven sehen zu wollen:...
]]>Zeit der Umbrüche. Nach meinem Abschied von ampad nehme ich nun Abschied von der SRH Hochschule Heidelberg. Nach meiner postabituriellen Runde durch die privaten Fernsehsender Deutschlands, begann ich 2006 mein Studium der Medieninformatik an der damaligen Fachhochschule Heidelberg. 2009 hielt ich schließlich mein Diplom in den Händen.
Doch ich kam sehr bald zurück.
Bereits im Januar 2010 erhielt ich meinen ersten Lehrauftrag: Digitale Postproduktion, später kamen Grundlagen der Webentwicklung, Kamera- und Filmtechnik, Filmproduktion, Storytelling und Drehbuchentwicklung dazu. Es war eine spannende Kombination: Mit ampad mitten in der Praxis zu stehen und an der Hochschule den Studierenden direkt aktuellste Entwicklungen weitergeben zu können.
Aber ich begleitete nicht nur die Lehre. Als Kooperationspartner unterstützten wir die Hochschule beispielsweise bei ihrem jährlichen Gamescom-Auftritt. Es war jedes Mal aufs neue eine Freude mit Alexander Koob zu arbeiten, der die gesamte Messeorganisation immer voll im Griff hatte.
Die Hochschule erlebte in dieser Zeit einen großen Umbruch. 2012 wurde das CORE- Studienmodell (Competence Oriented Research and Education) eingefügt. Kompetenzorientierung rückte in den Mittelpunkt der Hochschullehre. Inhaltlich war es für mich kaum eine Umstellung. Reale Projekte in der Kreativwirtschaft funktionieren ohnehin wie die Idealvorstellung kompetenzorientierter Lehre.
Was sich allerdings radikal änderte, waren die Produktionszeiträume. In der Vergangenheit liefen unsere Filmprojekte über ein Trimester „nebenher“. Sie mussten immer mit anderen Lehrveranstaltungen konkurrieren, es war immer „so viel zu tun“. Mit der Umstellung auf ein Blockmodell wurde die Produktion deutlich straffer, dafür lief sie aber ohne zeitliche Konkurrenz.
Solche Produktionen sind auch in der Betreuung sehr zeitintensiv. Kein Job für nebenher. Deshalb reduzierte ich im Sommer 2014 meine Arbeit bei ampad und unterschrieb bei der SRH Hochschule Heidelberg, um dort den Bereich audiovisuelle Medien aufzubauen und zu lehren. Es begann direkt mit zwei Großprojekten: Den Aufbau des Film- und Fernsehstudios und die Konzeption des Bachelorstudiengangs Crossmedia Design. Mit einem festen Lehrdeputat für mich konnten wir schließlich auch das Curriculum weiter ausbauen. Es kamen zusätzlich die Module Projektarbeit Film, TV-Produktion, Medienanalyse sowie Grundlagen des Journalismus in meinen Verantwortungsbereich.
Leeres Studiopanorama im Frühjahr 2014
Theoretisch war das Studio bereits vorhanden. Schon lange vorhanden. Bereits in den 70ern wurden hier Lehrinhalte für das campuseigene Fernsehen produziert. Später diente es als Produktionsstudio für das Rhein-Neckar Fernsehen. Schließlich wurden die Räume aber einer neuen Bestimmung übergeben: Als Holzwerkstatt und Metallwerkstatt für Rehabilitanten. Aber auch diese Nutzung war nicht von Dauer. Da das Studio groß, mit hoher Decke und mit LKW-nutzbarer Zufahrt angelegt war, wurde es schließlich zum Möbellager umfunktioniert. Schließlich kam das Studio, dank des unermüdlichen Einsatzes meines Kollegen Jan Maltry, an die Fakultät für Informatik und wurde dort in meiner Obhut zu neuem Leben erweckt.
Die Liveregie weiter ausgebaut. Das Film- und TV-Studio unseres Partners SRH Hochschule Heidelberg - Fakultät Informatik hat neue 4K-Mischer und Rekorder bekommen. HD war gestern :)
Posted by Heidelred on Samstag, 20. September 2014
Das nächste Großprojekt war völlig anderer Natur: Die Konzeption des ersten Gestaltungsstudiengangs an der Fakultät....
]]>Projektfächer sind in der Lehre immer etwas Besonderes. Sie lassen sich auch nicht wiederholen: Jeder Jahrgang, jede Gruppe hat ihre eigenen Bedürfnisse, muss ihre eigenen Wege zu finden ihr gestalterisches Potential so zu kanalisieren, dass etwas neues erschaffen werden kann.
Das letzte Projekt war besonders spannend: Es ist der erste Jahrgang des Studiengangs Crossmedia Design (B.A.), nun im dritten Semester. Die letzte reguläre Lehrveranstaltung mit der Gruppe hatte ich im Oktober 2015 (Storytelling und Drehbuchentwicklung). Ich konnte also einen großen Entwicklungssprung erwarten. Damals traten alle Teilnehmer mit ihrem Drehbuch im Pitch gegeneinander an und wählten das Buch, dass sie produzieren wollten.
Ansonsten sah ich sie noch kurz zu einem Tagesworkshop Produktionsleitung für Film und einem für TV-Produktion.
Und dann kam der Januar 2017. Es wurde ernst. Ich stelle die Projektaufabe und ab jetzt lief die Uhr: 10 Wochen, dann will ich eine Kinopremiere sehen, zehn Minuten Spielfilm.
Ich ging also davon aus, dass auf dem Weg vom ersten bis dritten Semester die Notwendigen Grundlagen gelegt wurden. Dabei war ich selbst lange genug Student um zu wissen, wie riskant es ist sich auf die Inhalte anderer Kurse zu berufen. Menschen vergessen, vor allem nach abgelegten Prüfungen.
Aber Film ist zu komplex noch einmal alles von vorne anzufangen. Es sind zu viele Leute aus völlig verschiedenen Gewerken beteiligt. Zu viel spezifisches Fachwissen wird verlangt, zu viel Organisation ist notwendig.
Also müssen die Inhalte aus früheren Kursen sitzen: Storytelling, Medientechnik (Video), Medientechnik (Audio), die Kameraübungen aus der Lehrredaktion, Sounddesign, Projektmanagement usw, usw. und in den 10 Wochen vom Drehbuch zur Premiere ist auch keine Zeit für Wiederholungen.
An dieser Stelle muss bei so einem Projekt eine Grundsatzentscheidung getroffen werden: Vertraue ich den Studis, oder nicht? Nehme ich sie an der Hand und führe sie durch die Produktion oder lasse ich Ihnen wirklich großen Freiraum - mit allen Risiken?
Nach einem ersten Gespräch, entschied ich mich für das Risiko. Risiko klingt im Hochschulkontext nach einem großen Wort. Viele denken: “im schlimmsten Fall war's dann halt nur eine Übung”. Das war bei unserem Projekt schlicht nicht möglich.
Kreidestaub war von der ersten Woche an, ein sehr reales und zudem auch öffentliches Projekt. Eines, in dem es um echtes Geld geht, mit dem die Studierenden mit ihren echten Namen die PR- und Marketingmaßnahmen für ihre Premiere in einem echten Kino realisieren und danach im echten Fernsehen laufen sollten. Die Fallhöhe ist also tatsächlich vorhanden.
Das @kreidestaubfilm-Team bei den drei Hauptarbeiten jeder #Kurzfilm-Produktion: Planung, Planung und Planung pic.twitter.com/6BLwmpf25G
— Adrian Yass (@AdrianYass) 16. Januar 2017
Warum also dann das Modell “Risiko”? Die Antwort ist einfach: Im Studium geht es auch, aber nicht nur um Fachinhalte. Ebenso wichtig ist es auch Verantwortung für sich und eine Gruppe zu übernehmen (anders gesagt: Außer Fachkompetenz braucht es auch Methoden-, Selbst-...
]]>Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob es meine erste Begegnung mit Herbert Schön war. Es ist die erste, an die ich mich erinneren kann: Wir saßen am Tisch, tranken mindestens ein Glas Wein und kamen von einem Thema zum anderen, bis wir auf die These stießen, dass sich der Katholizismus in Deutschland besonders dort halten konnte, wo ihn bereits die Römer eingeführt hatten (ein Abgleich von Karten hat diese These bei der ersten Prüfung weitgehend gestützt). Ich muss zugeben, dass das ein eher ungewöhliches erstes Gesprächsthema ist, wenn ich jemanden kennenlerne. Aber es ging genau so weiter. Mit einem gewaltigen Themenspektrum. Vom Konflikt in Sri-Lanka über Rechtspopulisten in Deutschland zum Status von Gibraltar, einer Tour als Anhalter nach Marokko, über Pforzheimer Uhren, die Geschichte der Donauschwaben, dem Reichsdeputationshauptschluss, bis hin zum privaten Lokalradio in Baden-Württemberg.
Wir waren nicht immer einer Meinung, aber wir hatten höchsten Respekt vor den Ansichten des anderen, hörten uns aufmerksam zu und wägten unsere Worte ab. Denn jede fehlerhafte Formulierung war eine Schwächung des eigenen Arguments und auch eine Blöße, die man sich nicht geben wollte. Herbert Schön ist ein Freund, der einfach so in mein Leben gefallen ist, als er meine Mutter kennen und lieben lernte.
Herbert stammt aus einer völlig anderen Welt als ich. Er hat als Kind Krieg und Flucht vor der roten Armee kennengelernt, hat seine soziale Orientierung in der französischen Besatzungszone erlebt, erzählte wie der Beitritt des Saarlands seine Gymnasialzeit in der Südpfalz geprägt hat. Nachdem er realisiert hatte, welches Leid von Deutschland aus über den europäischen Kontinent gebracht wurde, wurde er ein vehementer Gegner des Vergessens und der Verharmlosung der Nazidiktatur. Eine Ansicht, die unter anderen Flüchtlingen und Vertriebenen nicht immer auf Gegenliebe traf.
Sein lebenslanges Motiv waren internationale Kooperationsprojekte. Beruflich und Privat. Vom deutsch-französischen „Sprudelball“, dem Versuch einer spanisch-deutschen Radiosendung (Radio Merkur und Radio Guernica), die Schaffung eines deutsch-französischen Radiosenders im Grenzgebiet und auch ein Ort für Jugendarbeit und kulturellen Austausch in einer ehemaligen deutschen Mühle in der serbischen Provinz Vojvodina. Die Projektziele waren ambitioniert. Manchmal auch zu ambitioniert um sich gegen Behörden und gegen Schranken und Mauern in den Köpfen durchzusetzen. Manchmal gelang es aber auch, Landesministerien und Bundestagsabgeordnete mit an Bord zu bekommen, wie beim Austausch von serbischen Lokalpolitikern.
Die letzten acht Jahre wurde Herbert dabei von Anna Kirchner, meiner Mutter, begleitet. Die beiden waren ein faszinierendes Paar und Team. Herbert mit seinen großen Ideen und Zielen und meine Mutter, deren Pragmatismus und Realitätssinn die Ideen nicht einfach einbremste, sondern erreichbare Ziele daraus synthetisierte, die die beiden dann immer wieder gemeinsam angingen. So war es mir auch eine besondere Ehre, Trauzeuge für dieses außergewöhnliche Paar sein zu dürfen.
Meine wohl ungewöhnlichste Begegnung mit Herbert hatte ich bei den Recherchen für meine Masterarbeit: Während ich mir ein Bild der Medienvielfalt in Baden-Württembergs machte, stieß ich auf eine Rede zum Zustand des lokalen Privatrundfunks aus dem Jahr 1990, gehalten vom Geschäftsführer des damaligen Rastatter Lokalsenders Radio Merkur, Herbert Schön. Was mich dabei faszinierte war, dass er zielgenau die...
]]>Wir befinden uns im Januar 2013. Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus. Und natürlich ihre Pressemeldungen. Schatten alleine wären ja auch langweilig. Und zur weltweit größten Baumesse haben auch wir unsere Schatten mit gebracht. Bei etwas so gigantischem wie der BAU2013, hatten wir in aller Bescheidenheit beschlossen, nicht weniger als 14 Livesendungen in nur 5 Tagen von der Messe zu produzieren. Die Aufgaben die für 5 Livekameras, Einspielern, Bildregie, Hallenton und Sendungston verteilten wir komfortabel auf... 5 Personen. Kurz gesagt: Wir entschieden uns für den absoluten Produktionswahnsinn.
Allerdings starteten wir mit einem hochmotivierten Team, das auch im größten Stress auf engstem Raum in der strengen kälte des bayerischen Winters immer noch etwas zu lachen fand. Und mit einer GoPro, die diese Zeit für uns festgehalten hat:
Danke an Anna, Kerstin, Heidi, Raphael und die vielen vielen anderen Helfer. Und natürlich an pro clima, mit denen wir dieses Projekt kooperativ angehen konnten.
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