Vergessener Freund

Vergessener Freund

Kommunikation Telefon Mail

Ich habe früher nicht gerne telefoniert. Das Telefon hat so viele schlechte Eigenschaften. Es klingelt immer im falschen Moment, man muss Dinge erklären, die im direkten Gespräch offensichtlich wären und mein Gegenüber erwartet sofort Antworten von mir. Es ist oft kein angenehmes Medium.

In der Zeit in der ich verstärkt mit Informatikern zu tun hatte, habe ich bei ihnen oft eine Art Telephonphobie sehen können. Ist der Anrufer unbekannt oder ungeliebt, gehen sie einfach nicht dran. Sie schreiben Mails. Die werden beim Empfänger dann “später” bearbeitet. Aber vorher kommt noch die nächste Mail an und dann die nächste und… War da was?

Was das Telefon so unangenehm macht, ist auch seine Stärke. Es verlangt sofortige Reaktion. Es reißt uns aus der Comfortzone. Es zwingt uns dazu, Dinge zu erledigen. Es gibt kein: “Ups, das mache ich schnell und dann schreibe ich zurück, dass es erledigt ist”.

Das Telefon ist ein Medium des hier und jetzt. Synchrone Kommunikation. Damit muss man aber umgehen können. Ich habe es in einer Nachrichtenredaktion gelernt. Wenn täglich die Sendung ausgestrahlt wird, kann ich nicht auf eine Antwortmail zu warten. Die Redaktion ist eine Umgebung der zielgerichteten, dokumentierten Gespräche. Sie dauern solange wie es unbedingt nötig ist. Danach ist die Schreibtischunterlage vollgekritzelt, mit Gedanken und Notizen. Eine wunderbare Datengrundlage um sie zu sortieren und strukturieren. Viel besser, als das bequeme Wissen, dass ja unverändert in irgendeiner Mail unter Zehntausenden gespeichert ist.

Die letzten Jahre habe ich mich wieder vom Telefon trennen lassen. Ich war in einer Umgebung der asynchronen Kommunikation. Wenn ich Antworten wollte, kam die Aufforderung doch eine Mail zu schreiben.

Gestern habe ich endlich wieder richtig telefonieren können. Natürlich in eine Redaktion. Es war für mich ein gutes Gespräch. Es brachte mir Einschätzungen, Erkenntnisse und Anregungen. Natürlich lag es vor allem an der Person am anderen Ende (danke, Sissi). Zum Schluss war es aber die Wiederentdeckung eines alten Freundes: des Telefons.

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